Entstehung und Entwicklung des Tischtennissports in Wehrheim

Ein Einblick in unsere Geschichte aus dem Jubiläumsjahr 2004. Seitdem hat sich einiges getan, aber für einen Einblick reicht es allemal.

Aus der Gründerzeit


Einige Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges trafen sich regelmäßig einige Wehrheimer zum zwanglosen Tischtennisspiel. Einige von ihnen hatten diese Sportart in der Gefangenschaft kennengelernt und Freude an ihr gewonnen. Es waren dies: Die Gebrüder Helmut, Gerhard und Ewald Velte, Richard Eckhardt, Erich Arnold, Werner Poeschmann, Ludwig Wagner II, Karl Pretz und andere. Von diesen erlernten jüngere wie Kurt Velte, Walter Backmeister, Günter Velte, Theo Schmidt, Claus Velte, Hans Lehmler, Arnold Leisler und Arthur Stamm diesen Sport.

Man entschloss sich schon bald, an der Verbandsrunde Obertaunus/Usingen teilzunehmen, was allerdings die Gründung eines Vereins oder einer Abteilung in der TSG Wehrheim voraussetzte. Die Initiatoren Kurt Velte und Walter Backmeister entschieden sich für das Zweite und stellten bei der TSG-Generalversammlung am 10.2.51 den Antrag auf Gründung einer Tischtennisabteilung. Zu ihrer Überraschung wurde der Antrag jedoch abgelehnt: Im TSG-Protokollbuch ist zu lesen: "Antrag einiger Mitglieder auf Gründung einer Tischtennisabteilung wird abgelehnt, da der Punkt nicht zur Tagesordnung gestellt war und die erforderlichen Unterlagen fehlen."

Infolge dieser Enttäuschung, die auf die mangelnde Kenntnis der erforderlichen Formalitäten zurückzuführen war, begnügte man sich auch weiterhin mit dem reinen Trainingsbetrieb. Man verstand sich seit 1951 jedoch selbst als existente Tischtennisgruppe. Erst 1954 wurde ein zweiter Anlauf genommen und diesmal waren Kurt Velte und Walter Backmeister besser vorbereitet. In der Jahreshauptversammlung der TSG Wehrheim am 25.9.54 wurde die Abteilung offiziell in der Schoß der TSG Wehrheim aufgenommen. Als Fachwart wurde Kurt Velte gewählt.

Die weitere Entwicklung


In der Saison 1955/56 nahm erstmals eine Wehrheimer Mannschaft an der Verbandsrunde teil. Es spielten Günter Velte, Theo Schmidt, Walter Backmeister, Kurt Velte, Claus Velte und Günter Metz. Ein Jahr später konnte auch eine Jugendmannschaft bestehend aus Herbert Conradi, Edgar Velte, Arno Wilhelm und Ursula Schmidt– damals konnte noch ein Mädchen in einer Jungenmannschaft spielen – gemeldet werden.

Weiteren Auftrieb gab es, als sich die erfahrenen Anspacher Spieler Toni Scholl, Willibald Mai und Egin Kleemann in Wehrheim anschlossen. So konnte sich schon 1958 eine zweite Herrenmannschaft dem Wettkampf stellen. Eine enorme Verstärkung bedeutete im gleichen Jahr die Anmeldung des DDR-Spitzenspielers Wilfried Pfitzner. Mit ihm konnte die erste Mannschaft bereits ein Jahr später in die Bezirksklasse Frankfurt aufsteigen.

Im Jahre 1965 beteiligte sich erstmals eine Damenmannschaft an der Verbandsrunde. Sie brachte das Kunststück fertig, ohne Verlustpunkt den ersten Tabellenplatz zu belegen und Meister zu werden. Es waren dies die Spielerinnen Anni Liebelt, Ursula Schmidt-Roth, Renate Zepig und Ursula Heinz. Anni Liebelt und Ursula Schmidt-Roth errangen in den nächsten Jahren noch mehrere Kreismeistertitel, die Damenmannschaft löste sich jedoch wieder auf.

Auf Initiative von Gerhard Wiesner wurden 1975 erstmals Ortsteilmeisterschaften mit den Vereinen TSG Wehrheim, TSG Paffenwiesbach, TV Obernhain und TTC Friedrichsthal durchgeführt. In Spitzenjahren griffen dabei mehr als 100 Aktive zu Ball und Schläger.

1988 ging dann zum zweiten Mal - nach 24 Jahren Pause - eine Wehrheimer Damenmannschaft an den Start. Und wieder konnte das neugegründete Team um Anni Liebelt und drei Jugendspielerinnen die Verbandsrunde sensationell mit 24:0 Punkten abschliessen und in die Kreisliga aufsteigen. Zum Einsatz kamen folgende Spielerinnen: Anni Liebelt, Angela Pfitzner, Claudia Stein, Janina Breither, Tanja John und Jutta Hoffmann. Jedoch auch dieses Team blieb nur kurzzeitig zusammen und trennte sich dann wieder.

mini-Meisterschaften wurden durch das Engagement von Abteilungs-leiter Marcus von Cube erstmals 1996 in Wehrheim ausgerichtet. Diese Initiative zur Förderung des Interesses am Tischtennissport für Nachwuchsspieler und -spielerinnen brachte Jana Wrobel (Mädchen bis 12 Jahre), Julia Westhoff (Mädchen bis 10 Jahre), Yi Hua Tang (Jungen bis 12 Jahre) und Philip Zakaria (Jungen bis 10 Jahre) als Sieger hervor.

An dieser Stelle sollen auch die Freundschaftsspiele gegen Mannschaften aus Volkmarsen, Honnef, Schwand bei Nürnberg, Duisburg, Domfront, Rimpar und Raunheim nicht unerwähnt bleiben, verbindet doch so manch schöne Erinnerung mit diesen Kontakten. Um so schöner, dass im Rahmen dieses Jubiläums einige Personen aus den vorgenannten Vereinen gemeinsam mit uns feiern werden.

Die Leitung der Abteilung lag bis 1958 in den Händen von Kurt Velte, welcher wegen beruflicher Veränderung das Amt niederlegen musste. Es folgten sein Bruder Claus Velte, Günter Velte, Herbert Conradi, Richard Wagner, "Ehren-Präsident" Walter Bender, Gerhard Wiesner, Ulrich Schulz, Marcus von Cube, Ferdinand Liebelt und Markus Reinmöller.

Probleme und Schwierigkeiten


Von Anfang an bis heute musste ein stetiger Kampf um Hallenfläche und Trainingszeiten ausgefochten werden. 1951 gab es weder eine Turnhalle noch die jetzige Sonderschule. Man trainierte im Gasthaus zum Taunus, zeitweise auch in der "Rose". Man spielte an Wirtshaus-tischen und freute sich riesig, als der damalige Kreisjugendpfleger Götz Haenisch die erste Tischtennisplatte stiftete. Einige trafen sich zum Training mit Anspacher Spielern an der damaligen Russenfabrik zwischen Wehrheim und Anspach oder spielten in der Garage, was von Inhaber Paul Gauger gerne gesehen und unterstützt wurde. 1955 wurde ein Klassenraum der neuerbauten Schule zur Verfügung gestellt und später konnte man die Aula nutzen.

1965 bekam man die neuerbaute Schulturnhalle an Dienstagen zur Verfügung gestellt. Da man den Dienstag auch für die Verbandsspiele nutzen musste, kam das Training während der Saison fast zum Erliegen, und es kam zu einer gewissen Stagnation der Leistungen. Seit dieser Zeit steht bis heute der Dienstag ab 20 Uhr ganz im Zeichen des Zelluloidballs - sowohl für Verbandsspiele als auch zum Training. 

Besondere Schwierigkeiten bereitete in den fünfziger Jahren das Fahren zu den Auswärtsspielen. Kaum ein Spieler hatte einen eigenen Pkw. Öffentliche Verkehrsmittel konnten nicht genutzt werden, da einige Vereine mit diesen nicht erreicht werden konnten und zum anderen die Spiele oft fast bis Mitternacht andauerten. Der Wehrheimer Unternehmer Alwin Hoffmann hatte sich dankenswerterweise oft bereiterklärt, die Spieler zu fahren.

Einige Schwierigkeiten der jüngsten Vergangenheit sollen hier natürlich auch nicht unerwähnt bleiben: Zunächst der Umstieg von 38mm auf 40mm Bälle im Jahr 2000 und dann zum 1.8.2001 die Änderung der Zählweise mit 11 statt 21 Gewinnpunkten und 3 statt 2 Gewinnsätzen. Das hat vor allem bei den langjährig Aktiven für einige Irritation gesorgt!

Außergewöhnliche Leistungen


Die Leistungen einiger Spieler verdienen an dieser Stelle eine besondere Würdigung, ohne deshalb die vielen sehr guten Leistungen anderer zu schmälern.

Günter Velte sorgte in seiner nun fünfzigjährigen aktiven Zeit für so manche Überraschung. Bei den Kreismeisterschaften trug er sich bereits 1955 und 1957 als Zweiter mit Klaus Velte im Doppel und 1957 bzw. 1961 als Kreismeister im Einzel in die Siegerlisten ein. Von 1973 bis 1978 dominierte er das Geschehen bei den Vereinsmeisterschaften und holte jeweils den Titel. Sein Endspielgegner war dabei stets Gerhard Wiesner, dem oft das Glück nicht zur Seite stand.

Bei den Herren ist der erfolgreichste Wehrheimer Spieler Wilfried Pfitzner. Seine bedeutendsten Leistungen waren wohl die Siege bei den Hessischen Meisterschaften im Jahre 1959, als er den Titel im Einzel und Mixed in den Klassen B und C (bis einschließlich Gruppenliga) gewinnen konnte. Gerne erinnert er sich noch an die Bezirksmeister-schaften des Bezirks Frankfurt, die 1959 in Neu Isenburg stattfanden. Hier wurde er Bezirksmeister im Einzel und seine Vereinskameraden Herbert Conradi und Egin Kleemann konnten den Titel im Doppel mit nach Wehrheim nehmen.

Das Aushängeschild der Abteilung ist jedoch unsere "First Lady" Anni Liebelt mit über 80 Platzierungen auf dem Treppchen bei Deutschen, Südwestdeutschen und Hessischen Meisterschaften. 1982 errang Anni zusammen mit ihrer "besseren Hälfte" Ludwig im Mixed der Senioren-Altersklasse den Hessenmeistertitel. Der wohl größte Erfolg gelang ihr 1992 als Deutsche Meisterin der Senioren im Mixed zusammen mit Dr. Hans-Karl Emmerich (ESV Jahn Kassel).

Der größte Mannschaftserfolg gelang der ersten Herrenmannschaft 1993 in Altenstadt. Sie wurde in der Aufstellung Andreas Kim, Hans Galic und Dirk Wagner Bezirks- und Hessenpokalsieger in der Bezirksklasse. Durch Siege über SV Grün-Weiß Giessen und TV Delkenheim konnten die Wehrheimer auch das Finale gegen SKG Zell (Darmstadt) deutlich mit 5:2 gewinnen.

Erfolgreichster Wehrheimer Spieler der Gegenwart ist Dirk Wagner, der mit seinem Erfolg bei den diesjährigen Vereinsmeisterschaften den Titel im Einzel nun schon zum 14. Mal in Folge erringen konnte und damit wohl einen Rekord für die Ewigkeit aufgestellt hat. 

Zukünftige Perspektiven


In der abgelaufenen Saison spielte die TT-Abteilung mit ca. 50 dem HTTV gemeldeten Spielern, welche sich in vier Herren- und eine Schülermannschaft aufgliedern. Traumhaft war besonders die Erfolgsbilanz im Jubiläumsjahr: Aufstieg der ersten Mannschaft in die Bezirksliga, Aufstieg der zweiten Mannschaft in die Kreisliga und Aufstieg der dritten Mannschaft in die 1. Kreisklasse!

Tischtennis als Leistungssport wird und muß auch weiterhin das oberste Ziel der Aktiven sein. Wir verstehen diesen Sport jedoch auch als Basis zur Pflege zwischenmenschlicher Kontakte. Auch zur Integration von Neubürgern in die Dorfgemeinschaft hat sich Tischtennis bestens bewährt. Gesellige Veranstaltungen sowie Freundschaftsspiele runden das Programm der Tischtennisabteilung ab.

Zum Abschluss spezieller Dank an Walter Bender und Gerhard Wiesner, die mit ihren Informationen maßgeblich zu dieser Bestandsaufnahme beigetragen haben.

Von 2004 bis heute

Seit unserem 50 jährigen Jubiläum sind mittlerweile 17 Jahre vergangen und so langsam nähern wir uns dem 75! Seit 2004 durchlebte unsere Abteilung eine Höhen- und Talfahrt. Viele Spieler verließen die Abteilung oder sind gar von uns gegangen. Während unsere Abteilung in den 2000ern Jahren eine sehr starke Jugendabteilung besaß, so entstand Ende der 2010er Jahre leider das Gegenteil. Viele Jugendliche haben keinen Halt im Tischtennissport gefunden und die Attraktivität nahm ab. Erst im Jahr 2019 stabilisierte sich die Jugendarbeit wieder und nun 2021 können wir trotz der aktuellen Corona-Pandemie eine Jugendgruppe von 16 Kindern und Jugendlichen bei uns in der Abteilung verzeichnen, Tendenz steigend, was durchaus der engagierten Arbeit des Jugendleiters Patrick Reinmöller zuzuschreiben ist. Durch die Ausarbeitung eines durchdachten Hygienekonzepts ist es auch letztendlich möglich, trotz der Corona-Pandemie, Training für Kinder, Jugendliche und Erwachsene zu geben. Wir sind höchst motiviert und wollen nach der Pandemie stärker zurückkommen, als wir es vorher waren. Vor allem die neuen Halle reizt unsere Spieler sehr, wieder in das Training einzusteigen. Trotz Corona ist die Motivation höher denn je.